Erhöhte Bisphenol A- (BPA) Werte im Serum und Harn nach Kontakt mit Thermopapier und Nahrungsaufnahme nach Verwendung von Hand-Desinfektionsmitteln

Dez 9, 2014 | Allgemeines, News

Bisphenol A (BPA; bis(4-hydroxyphenyl)propane) ist eines der im Handel meistverwendeten Chemikalien mit einer weltweiten Jahresproduktion von 15 Mrd. lbs (= ca. 6,8 Mrd. Kilogramm!). Aufgrund der nachgewiesenen BPA-Metaboliten im Harn kann  man darauf schliessen, dass praktisch jedermann gegenüber diesem Umweltgift exponiert ist. BPA hat östrogene und andere "endocrine disrupting"-Wirkungen (siehe auch Archiv unserer Homepage-Kommentare). BPA-Moleküle werden im Rahmen der Herstellung von Polykarbonat-Plastikmassen polymerisiert und für Getränkebehälter, für die Epoxidharzauskleidung von Dosen, für Dentalmaterial, etc., verwendet. Freies (nicht polymerisiertes) BPA dient auch als Additiv („plasticizer“) z.B. in Polyvinylchlorid (PVC-) Produkten.
 
In einer Arbeit von Annette M. Hormann et al. geht es um den Gehalt von BPA in Papier, auf dem Rechnungen aller Art, Flugtickets, etc., ausgedruckt werden. Die Oberfläche dieses sog. Thermopapiers ist mit Milligramm-Dosen (I) von freiem BPA pro Gramm Papier überzogen, wo es als hitzeaktivierter Druckentwickler dient. Dieses freie BPA wird leicht auf andere Oberflächen, wie die Haut, übertragen. Das ist besonders dann der Fall, wenn dieser Kontakt mit der Verwendung von Handdesinfektionsmitteln verbunden ist, wenn also eine Person z.B. zuerst die Hände desinfiziert und dann ein derartiges mit BPA-versehenes Thermopapier berührt.
 
Erhöhte BPA-Konzentrationen werden mit der Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen, Typ 2-Diabetes, polyzystischem Ovar-Syndrom, reduzierter Fertilität, Fehlgeburten, Mammakarzinom, veränderten Schilddrüsenhormonkonzentrationen, gestörter Immun-, Leber- und Nierenfunktion, sowie Verhaltensstörungen assoziiert.
 
In der erwähnten Arbeit wird gezeigt, dass es beim Kontakt mit Thermopapier, insbesondere bei gleichzeitiger Verwendung von Hand-Desinfektionsmitteln, zu einer bis zu 100fachen Absorption lipophiler Substanzen im Allgemeinen, und BPA im Besonderen kommt. Das ist insbesondere auch dann gefährlich, wenn Nahrungsmittel mit derartig kontaminierten Händen berührt bzw. gegessen werden (in der vorliegenden Arbeit werden z.B. Pommes frites erwähnt).
 
 
 
Ref.
Hormann AM et al.
„Holding Thermal Receipt Paper and Eating Food after Using Hand Sanitizer Results in High Serum Bioactive and Urine Totel Levels of Bisphenol A (BPA)“
PLoS One. 2014 Oct 22;9(10):e110509.
 
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25337790