Klinisches Management von Patienten mit einer Anamnese von Urticaria/Angioödem nach Gabe von verschiedenen nicht-steroidalen anti-inflammatorischen Medikamenten (nonsteroidal anti-inflammatory drugs – NSAIDs)

Apr 21, 2013 | Allgemeines, News

Bekanntlich entwickeln bis zu 30% der Patienten mit chronischer Urticaria einen Nesselausschlag nach Einnahme von Aspirin oder anderen chemisch unterschiedlichen NSAIDs.
Diese Gruppe von Patienten reagiert im allgemeinen gegen COX-1 Inhibitoren (Tabelle), toleriert aber selektive COX-2 (Tabelle) Inhibitoren.
Genetische Ursachen für dieses Phänomen werden diskutiert, sind allerdings nicht bewiesen. Zum Unterschied von Patienten mit chronischer Urticaria sind Normalpersonen mit multipler NSAID-Überempfindlichkeit viel schlechter charakterisiert. Während der letzten zwei Jahrzehnte wurden mehrere klinische Studien publiziert, in denen eine Toleranz gegen NSAIDs bei Normalpersonen mit einer Anamnese einer einzigen NSAID-Überempfindlichkeitsreaktion untersucht wurde. Dabei zeigte sich, dass ein beträchtlicher Prozentsatz dieser Untergruppe gegen Substanzen reagiert, die sich chemisch von dem früher ursächlich wirksamen Medikament unterschieden, sodass man eigentlich annehmen könnte, dass letztere Medikamente toleriert werden könnten. Als Grund für dieses Phänomen (multiple NSAID reactors) werden bisher nicht bekannte Kreuzreaktionen vermutet. Man sollte sich jedenfalls nicht darauf verlassen, dass man Patienten mit Urticaria gegen ein bestimmtes NSAID, ohne weiteres ein anderes NSAID verschreiben kann.
 
 
 
 

    COX-1 inhibition
 
  COX-1/COX-2
  inhibitors
 
  Arylacetic acids (Indomethacin, Etodolac,
  Sulindac, Diclofenac, Tolmetin)
  Fenamates (Meclofenamate, Mefenamic Acid)
  PAD (Ibuprofen, Naproxen, Ketoprofen,  
  Fenoprofen,
  Flurbiprofen)
  Piroxicam
  Pyrazolones (Phenylbutazone,         
  Oxyphenbutazone,
  Feprazone, Noramidopyrine)
  Pyrrolo-pyrrole (Ketorolac)
  Salicylates (Aspirin, Diflunisal, Salsalate)
 
  Ketorolac 100%
  Flurbiprofen 96%
  Aspirin 92%
  Ketoprofen 91%
  Ibuprofen 88%
  Naproxen 85%
  Indomethacin 83%
  Tolmetin 83%
  Fenoprofen 80%
  Meclofenamate 73%
  Piroxicam 70%
  Sulindac 68%
  Diclofenac 66%
  Etodolac 28%
 
     
 
  Weak COX-1/COX-2
  inhibitors
 
 Paracetamol  
 
  Preferential COX-2
  inhibitors
 
 Meloxicam, Nimesulide  Nimesulide 40%
 Meloxicam 29%
 
  Selective COX-2
  inhibitors
 
 Coxibs (Celecoxib, Etoricoxib, Rofercoxib, etc.)  Celecoxib 60%
 Rofecoxib 18%
     
 PAD = Propionic acid derivatives.

 
 
Ref.:
 
R. Asero et al.
Clinical Management of Patients with a History of Urticaria/Angioedema Induced by Multiple NSAIDs: An Expert Panel Review
Int Arch Allergy Immunol 160(2):126-133 (2013)