Telomere sind mit Proteinen assoziierte, repetitive Hexanukleotide am Ende der Chromosomen. Sie schützen die Chromosomen-Enden davor, als geschädigte oder potentiell infektiöse DNA erkannt zu werden. Telomere werden an die Enden durch das Enzym Telomerase angefügt und von unterschiedlichen zusätzlichen Proteinen „stabilisiert“. Die Telomerase ist während der Embryogenese und in proliferierenden Zellen beim Erwachsenen – z.B. in hämatpoietischen Stammzellen – aktiv. In den restlichen somatischen Zellen kommt es im Laufe des Lebens zu einer kontinuierlichen Abnahme der Länge der Telomere, was zur zellulären Seneszenz und zum programmierten Zelltod (Apoptose) führt. In alternden Zellen, die sich weiter teilen, kommt es hingegen zur Chromosomeninstabilität.
Bei den sog. Telomererkrankungen findet man Mutationen in Genen, die für die Erhaltung und Reparatur von Telomeren verantwortlich sind. Das Resultat sind Organfunktionsstörungen z.B. Knochenmarksdysfunktion, Leberzirrhose, Lungenfibrose, erhöhtes Tumorrisiko, etc.
Es gibt Hinweise, dass männliche Geschlechtshormone eine direkte regulierende Wirkung auf die Telomerase haben. In Mäusemodellen für Knochenmarksstörungen kann man mit männlichen Geschlechtshormonen nicht nur eine Verbesserung der hämatologischen Werte, sondern sogar eine Telomerverlängerung bewirken. In einer grossen epidemiologischen Studie bei 1000 gesunden Männern (1) zeigte sich eine positive Korrelation der Metabolite von Testosteron mit der Länge der Telomere.
In einer kürzlich publizierten prospektiven Phase I-II Studie von Danielle M. Townsley et al. (2) wurden 27 Patienten mit Telomererkrankungen (davon 12 auswertbar) mit dem Androgenanalog Danazol behandelt. Die Autoren fanden bei diesen Patienten eine signifikante Verlängerung der Telomere! Diese Beobachtung gibt Anlass zu der Annahme, dass eine Androgenbehandlung von Patienten mit Telomererkrankungen eine therapeutische Option darstellen könnte.
Ref.:
(1)
Yeap BB et al.
„Epidemiological and Mendelian Randomization Studies of Dihydrotestosterone and Estradiol and Leukocyte Telomere Length in Men“
J Clin Endocrinol Metab. Mar;101(3):1299-306 (2016).
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26789780
(2)
Townsley DM et al.
„Danazol Treatment for Telomere Diseases“
N Engl J Med. May 19;374(20):1922-31 (2016).
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=Townsley+Danazol
