Die Fertilitätskontrolle geht bis zum heutigen Tag fast ausschliesslich auf Kosten der Frau. Auch Versuche, eine kontrazeptive Vakzine, basierend auf der Immunisierung mit dem C-terminalen Fragment von humanem Choriogonatropin (hCG), zu entwickeln, hätte ausschliesslich Frauen betroffen. Die von der Weltgesundheitsorganisation WHO unterstützten Arbeiten in dieser Richtung wurden übrigens aufgrund wissenschaftlicher Gegenargumente aus unserem Labor abgebrochen (1, 2).
Unter den zahlreichen Bemühungen zur Entwicklung einer auch beim Mann – im Gegensatz zur Ligatur des Vas Deferens – reversiblenkontrazeptiven Methode hat in letzter Zeit die Hemmung des Spermientransports an Bedeutung gewonnen. Ein Forscherteam an der Monash Universität in Melbourne hat eine neue „Pille für den Mann“ entwickelt,die im Gegensatz zu hormonellen Präparaten Libido und Fruchtbarkeit nicht beeinflusst. Diese Arbeitsgruppe hatte schon früher im Tierversuch (3)gezeigt, dass männliche Unfruchtbarkeit durch einen genetischen Eingriff erreicht werden kann, wenn man zugleich die Synthese zweier für den Spermientransport essentieller Proteine (a1A-Andrenozeptor und P2X1-Purinozeptor) hemmt. Dabei werden die langfristige Funktionsfähigkeit der Spermien, die Libido und die allgemeine Gesundheit nicht beeinflusst.
Es existiert bereits ein Medikament, das den a1A-Andrenozeptor hemmt, und die australischen Wissenschaftler suchen nun nach einer Möglichkeit, auch den P2X1-Purinozeptor zu blockieren.
Zusammenfassendwird also nur der Spermientransport – aber nicht die Bildung der Spermien selbst – gehemmt, und zwar ohne eine endokrinologische Intervention.
Ref.
(1)
Dirnhofer S., Wick G., Berger P.
„The suitability of human chorionic gonadotropin (hCG)-based birth-control vaccines“
Immunol. Today 15: 469-474 (1994)
(2)
Dirnhofer S., Wick G., Berger P.
„Birth-control vaccines“
Immunol. Today 16: 502-503 (1995)
(3)
White CW et al.
„Male contraception via simulteneous knockout of a1A-adrenoceptors and P2X1-purinoceptors in mice“
Proc Natl Acad Sci USA. 2013 Dec 17;110(51):20825-30.