Es ist schon lange bekannt und durch solide wissenschaftliche Daten untermauert, dass Infektionen bei der Entstehung bzw. Auslösung von latenten Autoimmunerkrankungen eine wichtige Rolle spielen. Das gleiche gilt für die immunmodulierende Wirkung von Geschlechtshormonen. Letzteres ist auch einer der Gründe, warum die meisten immunologischen Erkrankungen bei Frauen viel häufiger auftreten als bei Männern.
In letzter Zeit sind interessante und zunächst nur experimentelle Daten erschienen, die einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Phänomenen herstellen.
J.G.M. Markle et al. haben kürzlich in einem Mausmodell für DM Typ I gezeigt, dass die Zusammensetzung des gastrointestinalen Mikrobioms den Serumspiegel von Testosteron und auf diese Weise auch die Ausprägung dieser Autoimmunerkrankung beeinflusst.
Die Kolonisierung des Darms junger diabetischer Mäuse mit commensalen Mikroorganismen führt zu einem Anstieg der Testosteronkonzentration im Serum und schützt männliche Tiere vor DM I. Ein Transfer von Darmbakterien von erwachsenen Männchen in junge, unreife Weibchen hat eine Veränderung des Mikrobioms dieser Empfängerinnen zur Folge. Das Resultat sind erhöhte Testosteronwerte, metabolische Veränderungen, verminderte lymphoide Infiltrationen der Pankreasinseln, verminderte Autoantikörper-Produktion und robuster Schutz vor der Entwicklung des DM I.
Alle diese Effekte sind Androgenrezeptor-abhängig. Das bedeutet, dass die commensale Darmflora die Testosteronkonzentration verändert und auch bei Individuen mit hohem genetischen Risiko die Entwicklung eines DM I beeinflusst.
Abbildung:
http://www.laborwick.com/wp-content/uploads/files/GenderMikrobiom.pdf
Ref.:
J.G.M. Markle et al.
Sex Differences in the Gut Microbiome Drive Hormone-Dependent Regulation of Autoimmunity
Science 339: 1084-1088 (2013)