Hormonersatztherapie zur Behandlung des Menopausen-Syndroms

Mrz 25, 2014 | Hormondiagnostik, News

Die menopausale Hormonersatztherapie (menopausal hormone replacement therapy – MHT) war bis zur Publikation der Daten aus der „Women's Health Initiative“- (WHI) Studie im Jahre 2002 state-of-the-art Behandlung von postmenopausalen Frauen. Damals kamen bekanntlich Zweifel in Bezug auf die Sicherheit der MHT auf. In der Folge blieben dann auch viele Frauen mit schweren menopausalen Symptomen unbehandelt. Manson et al. haben jetzt eine interessante Nachfolgestudie der WHI publiziert (1).
 
In der 1. WHI-Studie wurde bekanntlich konjugiertes Pferdeöstrogen (conjugated equine estrogen – CEE) oral verabreicht. Bei der jetzigen Studie erhielten die Patienten CEE plus Medroxyprogesteronacetat (CEE+MPA). Auch diesmal diente eine reine CEE-Gruppe als Kontrolle. An der CEE+MPA-Studie nahmen 16.608 Frauen (Alter 50-79 Jahre, keine Hysterektomie) teil. Davon erhielten 8.506 die Therapie und 8.102 Plazebo. Die CEE-Gruppe umfasste 10.739 Frauen mit gleichem Alter und klinischem Hintergrund. Davon erhielten 5.310 die Therapie und 5.429 ein Plazebo.
Die CEE+MPA-Studie erstreckte sich über 8,2 Jahre, die CEE-Studie über 6,6 Jahre.
 
Die Auswertung ergab bei beiden Gruppen eine signifikante Verbesserung des Risikos für koronare Herzerkrankungen. In Bezug auf das Risiko für ein Mammakarzinom ergab sich ein gering erhöhtes Risiko bei der CEE+MPA-Studie (HR 1.28, 95%, CI 1.11-1.48), das sich nach Absetzen der MHT mit der Zeit kontinuierlich verringerte. Bei dieser Gruppe kam es auch zu einer signifikanten Reduktion von Hüftfrakturen, Kolonkarzinomen und Endometriumkarzinomen, aber einem Anstieg venöser thromboembolischer Ereignisse und Schlaganfall.
 
In der CEE-Gruppe zeigte sich während der Behandlungsphase kein erhöhtes Risiko für ein Mammakarzinom, sondern – im Gegenteil – ein um 21% verringertes Risiko (HR 0.79, 95% CI 0.65-0.97).
 
Wenn man nur jüngere Studienteilnehmerinnen (50-59 Jahre) betrachtet, so zeigte sich in der CEE+MPA-Studie ein erhöhtes Mammakarzinom-Risiko (HR 1.34, 95%, CI 1.03-1.75). In der jüngeren Gruppe der CEE-Studie ergab sich eine protektive Wirkung in Bezug auf koronare Herzerkrankung bzw. Myokardinfarkt (HR 0.55, 95%, CI 0.31-1.00), aber kein erhöhtes Risiko für Mammakarzinom.
 
Was kann man aus diesen Daten lernen?
MHT ist bekanntlich die effektivste Behandlung von menopausalen Symptomen. Die jüngsten Daten zeigen, dass MHT bei der Mehrzahl jüngerer menopausaler Frauen sicher ist. Die Inzidenz des Mammakarzinoms ist in der Tat bei ausschliesslicher Östrogentherapie während eines relativ langen Zeitraums (6.6 Jahre) nicht erhöht.
 
Obwohl das Mammakarzinom-Risiko bei der gesamten CEE+MPA-Gruppe statistisch erhöht war, traf dies für die jüngeren Teilnehmerinnen (50-59 Jahre), die vorher keine MHT erhalten hatten und die die wichtigste Zielgruppe einer MHT darstellen, nicht zu.
Viele Frauen in höher entwickelten Ländern sind allerdings übergewichtig oder fettleibig, was ebenfalls ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung eines Mammakarzinoms darstellt. Neben einer MHT sollten daher auch diesbezüglich eine Änderung des Lebensstils empfohlen werden.
 
 
 
Ref. (1):
Manson JE et al.
„Menopausal hormone therapy and health outcomes during the intervention and extended poststopping phases of the Women’s Health Initiative randomized trials“
JAMA 310, 1353-1368 (2013)
 
 
 
Unser Labor ist u.a. auf die endokrinologische Diagnostik des Klimakteriums und das Monitoring der Menopause mit und ohne MHT spezialisiert.