Intestinale Produktion von IgE-Antikörpern bei Erdnuss-Allergie

Apr 24, 2020 | Allergiediagnostik, News

Nahrungsmittelallergien treten in unseren Breiten bei ca. 3-6% der Bevölkerung auf. Dabei spielen Typ I Allergien gegen Erdnussallergene eine bedeutende Rolle. Die Effektor IgE Antikörper werden bekanntlich über FceRI an den Oberflächen von Mastzellen und Basophilen gebunden, die nach Quervernetzung dieser Antikörper mit Erdnussallergenen ihre vasoaktiven Amine (z.B. Histamin) freisetzen.

 IgE-produzierende B-Zellen im Blut sind selten. Ihre Zahl ist bei nicht-atopischen Menschen strikt reguliert, bei Atopikern aber erhöht. Bisher nahm man an, dass die Produktion von IgE Antikörpern, bzw. der Immunglobulin – Klassenwechsel (isotype-switch) der konstanten Regionen von µ → δ → γ → α → e im Knochenmark und der sekundären lymphoiden Organen, wie Milz oder Lymphknoten, nicht jedoch in den peripheren Organen erfolgt, in denen die Symptome letztlich zum Tragen kommen.

In einer kürzlich erschienenen Arbeit von Ramona A. Hoh et al (1) gehen die Autoren der Frage nach, ob und wie eine Produktion von IgE Antikörpern an Stellen erfolgt, wo der Organismus direkt mit einem bestimmten Allergen, in diesem Fall Erdnussallergenen, in Kontakt kommt.

Zu diesem Zweck wurden B-Zell Klone aus dem peripheren Blut, dem Magen, dem Duodenum und dem Ösophagus von Patienten mit Erdnussallergie in vitro gezüchtet und mittels Hochdurchsatz DNA-Sequenzierung untersucht. Dabei zeigte sich, dass B-Zellen, die IgE Antikörper gegen das Erdnuss Hauptallergen Ara h2 produzieren, im Magen und Duodenum angereichert sind. Die Resultate weiterer Experimente sprachen dafür, dass das isotype-switching der Antikörper, das zu einer Umwandlung des konstanten Teils von schweren α- zu Σ-Ketten (bei gleichzeitiger Erhaltung der variablen, antigenspezifischen Sequenzen) führt, ebenfalls an diesen Stellen des Gastrointestinaltrakts, also lokal, erfolgt. Schliesslich konnten die Autoren auch zeigen, dass verschiedene Patienten mit Erdnussallergie in den schweren Ketten ihrer IgE-Antikörper grosse Sequenzhomologien aufweisen. Diese Tatsache könnte als neuer genetischer Biomarker für eine allergische Prädisposition Verwendung finden.

Zusammenfassend wird hier gezeigt, dass der Gastrointestinaltrakt selbst als ein Reservoir für IgE-produzierende B-Zellen bzw. Plasmazellen bei Nahrungsmittelallergien fungiert.

(1) Science Immunology  06 Mar 2020:5, Issue 45, eaay4209, DOI: 10.1126/sciimmunol.aay4209