Neues zur Hygienehypothese der Allergie

Jan 14, 2020 | Allergiediagnostik, News

Die Hygienehypothese der Allergie besagt bekanntlich, dass der frühzeitige Kontakt mit verschiedensten „Umweltverunreinigungen“, also zum Beispiel Mikroorganismen in Heu und Stroh, in Tierställen, etc.,  wie dies auf Bauernhöfen der Fall ist, vor dem späteren Auftreten von Allergien und Autoimmunerkrankungen schützt (1).Die Richtigkeit dieser Theorie ist seither vielfach und unter unterschiedlichen Untersuchungsanordnungen bewiesen worden.

 

In einem kürzlich erschienenen Artikel von Kirjavainen et al. (2)wurde diesem Mosaik durch Untersuchungen an einer finnischen Kohorte von Kindern ein weiterer positiver Stein hinzufügt, der sich mit der mikrobiologischen Zusammensetzung (Mikrobiota) von Staub beschäftigt.

Die Autoren untersuchten Unterschiede der Mikrobiota-Zusammensetzung im Staub von Bauernhöfen und von nicht-bäuerlichen Wohnungen. Sie zeigten, dass das Risiko, Asthma zu entwickeln, bei diesen Kindern signifikant mit der Zusammensetzung der bakteriellen Mikrobiota in ihren Heimen korrelierte: je ähnlicher die Mikrobiota jener unter bäuerlichen Lebensbedingungen war, desto weniger Kinder entwickelten Asthma. Das ist nicht neu.

Neu ist aber folgende Vorgangsweise: die Autoren modulierten die Zusammensetzung der häuslichen Mikrobiota so, dass sie jenen aus bäuerlichen Verhältnissen glich, und so konnte dieser Schutzeffekt bei Kindern, die diesem modifizierten Mikrobiota ausgesetzt wurden, signifikant verifiziert werden. Die protektive Mikrobiota hatte im Vergleich zu in freier Natur vorkommender Mikrobiota einen geringeren Gehalt an Streptococcaceae. Der protektive Effekt war unabhängig vom Gesamtgehalt an Bakterien und war bei ex-vivoStimulationstests mit bakteriellen Zellwandantigenen durch eine verminderte Produktion pro-inflammatorischer Zytokine charakterisiert.

Eine weitere, das künstliche Design von Mikrobiota zu therapeutischen Zwecken beschreibende Arbeit wurde zeitnah von CE Lawson et al. in „Nature Reviews Microbiology“ publiziert (3).

 

Zusammenfassendscheint also die Analyse der Zusammensetzung von Mikrobiota, denen Kinder ausgesetzt werden, ein guter Parameter für das Risiko der Entwicklung von Asthma darzustellen.

 

 

Ref.

(1)

Strachan DP

„Hay fever, hygiene, and household size“

BMJ. 1989 Nov 18;299(6710):1259-60.

 

No Abstact available.

 

(2)

Kirjavainen PV et al.

„Farm-like indoor microbiota in non-farm homes protects children from asthma development“

Nat Med. 2019 Jul;25(7):1089-1095.

 

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31209334

 

(3)

Lawson CE et al.

„Common principles and best practices for engineering microbiomes“

Nat Rev Microbiol. 2019 Dec;17(12):725-741.

 

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31548653