Eine auf Experimenten des Immunologen Michael Heidelberger beruhende kurvenmässige Darstellung (= Heidelberger Kurve) der Ergebnisse, die bei der Vereinigung von Antigen und Antikörper mit nachfolgender Präzipitation vor sich gehen.
Heidelberger hat zu einer ansteigenden Verdünnungsreihe von spezifischen Antikörpern mit unbekannter Konzentration lösliches Antigen in bekannter Konzentration zugefügt. Nach Inkubation dieses Gemisches und Abzentrifugieren des Präzipitats wird der Überstand auf das Vorhandensein von Antikörper oder Antigen analysiert. Bei Antikörperüberschuss findet man nur Antikörper im Überstand und das gesamte Antigen im Präzipitat. Bei optimalen Mischungsverhältnissen (= Äquivalenzzone) findet man im Überstand weder Antigen noch Antikörper, und man kann durch Bestimmung der Proteinkonzentration im Präzipitat aufgrund der bekannten Konzentration des Antigens die exakte Konzentration des Antikörpers errechnen. Im Antigenüberschuss befinden sich die gesamten Antikörpermoleküle im Präzipitat, und Antigen ist im Überstand nachweisbar.
Immunkomplexe im Antikörperüberschuss und im Äquivalenzbereich sind gross, solche im Antigenüberschuss klein. Diese Überlegungen sind für die Erklärung der klinischen Erscheinungen bei Immunkomplexerkrankungen von Bedeutung: Immunkomplexerkrankungen unter Bedingungen des Antikörperüberschusses und im Bereich der Äquivalenzzone = Erkrankungen vom Typ des Arthusphänomens (z.B. Farmerlunge), Immunkomplexerkrankungen unter Bedingungen des Antigenüberschusses = Erkrankungen vom Typ der Serumkrankheit (z.B. SLE).
In der Abbildung 1 (http://www.laborwick.com/wp-content/uploads/files/Pr.Kurve_1.jpg) ist die klassische Heidelberger-Kurve schematisch dargestellt. In Wirklichkeit hat Heidelberger natürlich in jedem Test viel mehr Röhrchen verwendet, um exakte Informationen zu erhalten.
Abbildung 2 (http://www.laborwick.com/wp-content/uploads/files/Pr.Kurve_2.jpg) stellt die Verhältnisse bei menschlichen Immunkomplexerkrankungen schematisch dar.
In unserem Labor werden die Komplementkomponenten C3 und C4 sowie das funktionelle lytische Potential durch die Bestimmung von CH 100 analysiert. Auch die Bestimmung von zirkulierenden Immunkomplexen (CIC) wird angeboten.
Aus:
G. Wick
Kapitel 11 – Immunsystem S. 1101-1169 in „Pathophysiologie“: Siegfried Schwarz, Othmar Förster, Meinrad Peterlik, Konrad Schauenstein, Georg Wick (Hrsg);
Maudrich-Verlag Wien (2007)
