Präzipitationskurve

Sep 25, 2012 | Immundiagnostik, News

Eine auf Experimenten des Immunologen Michael Heidelberger beruhende kurvenmässige Darstellung (= Heidelberger Kurve) der Er­gebnisse, die bei der Vereinigung von Antigen und Antikörper mit nachfolgender Präzi­pitation vor sich gehen.
Heidelberger hat zu einer ansteigenden Verdünnungsreihe von spe­zifischen Antikörpern mit unbekannter Konzentration lösliches Antigen in bekannter Konzentration zugefügt. Nach Inkubation dieses Gemisches und Abzentrifugieren des Präzipitats wird der Überstand auf das Vor­handensein von Antikörper oder Antigen analy­siert. Bei Antikörperüberschuss findet man nur Antikörper im Überstand und das gesamte Antigen im Präzipitat. Bei optimalen Mischungsverhältnissen (= Äquivalenzzone) findet man im Überstand weder Antigen noch Antikörper, und man kann durch Bestimmung der Proteinkonzentration im Präzipitat auf­grund der bekannten Konzentration des Anti­gens die exakte Konzentration des Antikörpers errechnen. Im Antigenüberschuss befinden sich die gesamten Antikörpe­rmoleküle im Prä­zi­pitat, und Antigen ist im Überstand nach­weisbar.
Immunkomplexe im Antikörperüberschuss und im Äquivalenzbereich sind gross, solche im Antigenüberschuss klein. Diese Über­legun­gen sind für die Erklärung der klinischen Er­scheinungen bei Immunkomplexer­krankungen von Bedeutung: Immun­komplex­erkrankungen un­ter Be­ding­un­gen des Anti­körperüber­schusses und im Bereich der Äquivalenzzone = Erkran­kungen vom Typ des Arthus­phäno­mens (z.B. Farmerlunge), Immun­­komplexerkrankun­gen un­ter Be­din­gun­­gen des Antigenüber­schusses = Erkran­kungen vom Typ der Serumkrankheit (z.B. SLE).
 
In der Abbildung 1 (http://www.laborwick.com/wp-content/uploads/files/Pr.Kurve_1.jpg) ist die klassische Heidelberger-Kurve schematisch dargestellt. In Wirklichkeit hat Heidelberger natürlich in jedem Test viel mehr Röhrchen verwendet, um exakte Informationen zu erhalten.
 
Abbildung 2 (http://www.laborwick.com/wp-content/uploads/files/Pr.Kurve_2.jpg) stellt die Verhältnisse bei menschlichen Immunkomplexerkrankungen schematisch dar.
In unserem Labor werden die Komplementkomponenten C3 und C4 sowie das funktionelle lytische Potential durch die Bestimmung von CH 100 analysiert. Auch die Bestimmung von zirkulierenden Immunkomplexen (CIC) wird angeboten.
 
Aus:
 
G. Wick
Kapitel 11 – Immunsystem S. 1101-1169 in „Pathophysiologie“: Siegfried Schwarz, Othmar Förster, Meinrad Peterlik, Konrad Schauenstein, Georg Wick (Hrsg);
Maudrich-Verlag Wien (2007)