Rekombinante Allergene für die weiterführende Charakterisierung einer Typ I Nahrungsmittelallergie

Sep 8, 2015 | Allergiediagnostik, News

Das Procedere der In-Vitro Abklärung von Typ I Allergien folgt meist einem Stufenbau
 
a) Zuerst wird die Bestimmung des  IgE-Gesamtspiegels zusammen mit anamnestisch begründeten Screeningtests mit Allergengemischen (z.B. Gräser, verschiedene Nahrungsmittelgruppen, etc.) durchgeführt.
 
b) In einem zweiten Schritt wird mit aufgereinigten Einzelallergenextrakten (nach wie vor Gemische, aber sauberer) nach spezifischen IgE-Antikörpern gegen ausgewählte Allergenquellen gesucht, zum Beispiel nur Birke und Apfel. Bereits hier kann man auch Kreuzreaktionen nachgehen (z.B. im Rahmen des Oralen Allergiesyndroms).
Oft reicht zu diesem Zeitpunkt die Information für Empfehlungen zur Allergenkarenz oder zur Spezifischen Immuntherapie aus.
 
c) Man nützt nun auch kommerziell erhältliche Einzelkomponenten (vor allem in vitro rekombinant hergestellte Proteine), um die tatsächliche Identität des Allergens zu bestimmen. Dies ermöglicht eine sehr gezielte Charakterisierung der Allergie. Man bezeichnet diese Stufe als molekulare Allergologie bzw. als Kompenentendiagnostik.
 
Es werden für die Komponentendiagnostik drei Anwendungsgebiete propagiert:
1. Bestimmung von Kreuzreaktionen
2. Bessere Information für die Planung der Spezifischen Immuntherapie
3. Vorhersage des Anaphylaxierisikos bei Nahrungsmittelallergien und Bienen/Wespen-
    Allergien.
 
Wir haben vor kurzem Untersuchungen aus dem 3. dieser Anwendungsgebiete in unser Testmenü aufgenommen
Zum einen kann man bei gesicherter Typ IAllergie gegen Erdnüsse, Haselnüsse, Walnüsse, Soja, Steinobst oder Weizen mit dem Nachweis von spezifischen IgE gegen rekombinante Proteine dieser Nahrungsmittel versuchen, PatientInnen mit hohem Risiko für die Entwicklung einer systemischen Reaktion / Anaphylaxie zu identifizieren. Antikörper gegen folgende rekombinanten Proteine werden bestimmt:

Erdnuß Ara h 1, Ara h 2, Ara h 8, Ara h 9
Haselnuß Cor a 8, Cor a 9, Cor a 14
Kernobst/Apfel Mal d 1, Mal d 3
Soja Gly m 4, Gly m 5, Gly m 6
Steinobst/Pfirsich Pru p 1, Pru p 3
Walnuß Jug r 1, Jug r 3
Weizen Tri a 19

Zum anderen erlaubt bei gesicherter Typ I Allergie gegen Bienen- und Wespengift der Nachweis der Serumkonzentration des Enzyms Tryptase den Schluß auf eine erhöhte Anzahl von (gewebsständigen) Mastzellen bei Patienten zu und weist damit auf Patienten hin, die ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Anaphylaxie aufweisen
Die Nachweismethode ist der Enzymimmunoassay (EIA).