Wachtumshormon-Therapie: ist es das Risiko wert?

Mai 8, 2012 | Hormondiagnostik, News

 
Der weltweite Umsatz mit rekombinantem menschlichen Wachstumshormon (recombinant Human Growth Hormone – rHGH) beläuft sich auf mehrere Milliarden Euro, d.h. er geht weit über die therapeutische Verwendung für die Behandlung von Wachstumsstörungen hinaus.
Es ist daher sowohl für die therapeutische Anwendung bei kleinwüchsigen Kindern mit HGH-Mangel oder bei Kindern, die für ihr Schwangerschaftsalter zu klein sind, aber auch bei den oben angedeuteten Fällen mit HGH-Doping wichtig, sich mit den Risiken dieser Behandlung zu befassen.
In einem Kommentar unter der Rubrik „News & Views“ im Nat. Rev. Endocrinol. (Ref.) werden mögliche Risiken der HGH-Therapie diskutiert. Darin wird u.a. erwähnt, dass französische Autoren eine 30%ig höhere Mortalität bei HGH-behandelten Kindern mit idiopatischer isolierter GH-Defizienz beobachteten, während skandinavische Autoren dies nicht reproduzieren konntenDiese erhöhte Mortalität wurde auf vermehrte cardiovasculäre Erkrankungen und Knochentumore zurückgeführt.

Es wird allerdings auch darauf hingewiesen, dass in allen diesen Studieninsbesonders beim Vergleich Europa/USA – unterschiedliche diagnostische Kriterien und therapeutische GH-Konzentrationen zur Anwendung kamen.
Zusammenfassend scheint es also geboten zu sein, eine medizinisch-gesellschaftliche Diskussion über die Konsequenzen geringerer Körpergrösse und des Risiko/Nutzen-Verhältnisses einer auf lange Sicht möglicherweise schädlichen Therapie zu führen. Man sollte auch nicht vergessen, dassunabhängig wieviele Kinder einer Behandlung unterzogen werden – 3% der Bevölkerung immer kleiner als die 3. Perzentile sein werden.
 
Das in Wahrheit viel grössere Problem des HGH-Dopings von professionellen und Amateursportlern wird in diesem Artikel gar nicht angesprochen.
 
In unserem Labor werden sowohl HGH als auch IGF-1 (Somatomedin C) und IGF-Bindingsprotein 3 (IGFBP-3) bestimmt.
 
Ref.
R. Salvatori
Growth hormone therapy – is it worth the risk?
Nat. Rev. Endocrinol. 8: 259-260 (2012)