Wie können unschädliche Nahrungsmittel oder andere, normalerweise gut verträgliche Proteine zu Allergenen werden?

Sep 27, 2021 | Allergiediagnostik, News

Allergische Erkrankungen umfassen bekanntlich Nahrungsmittel-Allergien, allergische Rhinitis, Asthma, u.v.a. In allen Fällen handelt es sich dabei um die Folgen einer Immunreaktion gegen sonst harmlose, in der Luft oder in Nahrungsmitteln vorkommende Allergene.

In einer kürzlich publizierten Arbeit von Thouvenet et al. (Ref.1) wird über eine ungenaue Transkription als mögliche Ursache der Umwandlung harmloser Proteine zu Allergenen berichtet. Einige Bestandteile von Nahrungsmitteln und Bioaerosolen, die Allergien auslösen, verwenden nämlich für ihre Produktion RNA Polymerasen mit der Neigung RNA -„Unterbrechungen“ (=Transcription Infidelity – TI) zu produzieren, was zu einer Leserasterverschiebung bei der Translation führt. Dieser Prozess bedingt häufig die Entstehung von kationischen C-terminalen Aminosäureresten, welche die normalen, hydrophoben Sequenzen ersetzen und besser an die entsprechenden HLA-Moleküle binden können als die ursprünglichen Peptide. Das führt schliesslich zu einer verstärkten Tendenz derInduktion einer entsprechenden Immunreaktion.

IgE Antikörper Reaktionen gegen solche Varianten von Transkripten können sich dann auch gegen die nativen Moleküle richten (d.h. die Immuntoleranz gegen diese Moleküle wird gebrochen). Das erklärt auch das gelegentliche Auftreten einer Anaphylaxie bei Menschen, bei denen keine spezifischen IgE Antikörper gegen bestimmte native Antigene nachgewiesen werden können.

 Diese Studie könnte das Verständnis, die diagnostischen Methoden und die Therapieansätze bei Allergien grundlegend verändern.

 

Referenzen:

(1)Thouvenot B, et al. Transcriptional frameshifts contribute to protein allergenicity. J Clin Invest. 2020;130(10):5477–5492. https://doi.org/10.1172/JCI126275.

 

(2) Borish L., Insights into how innocuous foods or proteins deserving of immune ignorance can become allergens, J Clin Invest. 2020;130(10):5118-5120. https://doi.org/10.1172/JCI141950.