Pathophysiologie und Behandlung der Gynäkomastie – Teil 1

Feb 18, 2015 | Hormondiagnostik, News

Die Gynäkomastie (Vergrösserung des Brustdrüsengewebes beim Mann) ist ein relativ häufiges Phänomen. Die meisten Fälle der Gynäkomastie sind gutartig und eher von kosmetischer, denn von klinischer Relevanz. Es kann allerdings bei den Betroffenen zu lokaler Druckempfindlichkeit und Schmerz kommenGelegentlich ist die Gynäkomastie auch die Folge einer schweren zugrunde liegenden Erkrankung bzw. durch Medikamente bedingt, oder es handelt sich um eine vererbte Form. Das Mammakarzinom beim Mann ist viel seltener als die gutartige Gynäkomastie, und die beiden Zustände können durch sorgfältige klinische Untersuchung und entsprechende Laborbefunde unterschieden werden. Östrogene führen bekanntlich zu einem Wachstum der Brustdrüse, während Androgene eine hemmende Wirkung haben. Die meisten Fälle von Gynäkomastie beruhen auf einem Androgenmangel oder einer exzessiven Östrogenwirkung auf das Brustgewebe. In manchen Fällen, wie bei der pubertären Gynäkomastie, normalisiert sich die vergrösserte Brust spontan. In anderen Situationen müssen aktive therapeutische Massnahmen gesetzt werden, um die zugrunde liegende Störung (wie Hyperthyreose, benigner Leydigzell-Tumor des Hodens, oder Medikamente, die zur Brustvergrösserung führen, wie z.B. Spironlaktone) zu korrigieren.
 
Bei Männern mit Hypogonadismus kann die Gabe von Androgenen angezeigt sein und das gleiche gilt für eine anti-Östrogen Therapie bei Männern mit endogener Überproduktion von Östrogenen. In einzelnen therapieresistenten Fällen muss eine chirurgische Intervention ins Auge gefasst werden.
 
In einer kürzlich erschienenen Arbeit von HS Narula und HE Carlson wird dieses Thema kompetent und ausführlich behandelt (1).
 
 
 
Laborbestimmungen bei Gynäkomastie:
 

Nierenfunktionstests (Harnstoff und Kreatinin im Blut)
Leberfunktionstests
Schilddrüsenfunktionstests (TSH, freies T3, freies T4)
Serumspiegel von Testosteron (Gesamt- und freies Testosteron, LH, FSH, Prolaktin)
Serumspiegel von Östrogenen (Östradiol)
Tumormarker für Keimzellneoplasmen (beta-HCG)
Serumspiegel von Nebennierenandrogenen (DHEA, DHEA-S)

 
 
 
Ref.
Narula HS, Carlson HE
„Gynaecomastia – pathyphysiology, diagnosis and treatment“
Nat Rev Endocrinol. 2014 Nov;10(11):684-98.
 
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25112235
 
 
Figure
http://www.laborwick.com/wp-content/uploads/files/HS_Narula.pdf