AMD ist bekanntlich die häufigste Ursache einer Erblindung im Alter von über 75 Jahren. Eine immer wieder ins Auge gefasste therapeutische Option dafür ist die Injektion von Stammzellen in den Glaskörper, in der Hoffnung auf eine Regeneration des betroffenen Areals der Netzhaut. In den USA gibt es sogar sog. „Stammzellkliniken“, die sich ausschliesslich mit dieser Thematik beschäftigen.
In einer Arbeit von Kuriyan et al. (1), die im März 2017 im „New England Journal of Medicine“ erschien, wird über eine derartige „Stammzelltherapie“ bei drei Fällen von AMD berichtet. Diese „Stammzellen“ wurden aus autologem Fettgewebe isoliert und dann intravitreal injiziert. In allen Patienten kam es zu einem massiven Visusverlust mit Erhöhung des Augendrucks, haemorrhagischer Retinopathie, Blutungen in den Glaskörper, Netzhautablösung und Linsen-Dyslokation. Es handelte sich also hier offensichtlich nicht um echte induzierte Stammzellen, sondern um andere, aus dem Fettgewebe stammende Zellpopulationen.
Vor der Anwendung derartiger Behandlungen sollten also unbedingt Stammzellfachleute konsultiert werden!
Induzierte periphere Stammzellen kann man nämlich durch die simultane Behandlung somatischer Zellen in vitro mit den vier Transkriptionsfaktoren OCT4, SOX2, KLF4 und cMYC induzieren (2). Diese Reprogrammierung scheint in den oben beschriebenen Fällen offensichtlich nicht gelungen zu sein.
Eine kurze und prägnante Übersicht über diese Methode der Reprogrammierung am Beispiel der Verlangsamung des Alterungsprozesses bei Mäusen findet sich ebenfalls in der gleichen Ausgabe des „New England Journal of Medicine“ (3).
Ref.
(1)
Kuriyan AE et al.
„Vision Loss after Intravitreal Injection of Autologous „Stem Cells“ für AMD
N Engl J Med. 2017 Mar 16;376(11):1047-1053.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28296617
(2)
Takahashi K., Yamanaka S.
„Induction of pluripotent stem cells from mouse embryonic and adult fibroblast cultures by defined factors“
Cell, 2006 Aug. 25;126(4): 663-676.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16904174
(3)
Phimister EG
„Understanding Aging“
N Engl J Med. 2017 Mar 16;376(11):1083-10531085.
No Abstract available.
