Anti-Basalmembran Autoantikörper und Blasenbildung bei Bullösem Pemphigoid

Feb 18, 2015 | Immundiagnostik, News

 
Das Bullöse Pemphigoid (BP) ist die häufigste bullöse Autoimmunerkrankung der Haut. Die Erkrankung ist durch subepidermale Blasenbildung charakterisiert, die alle Körperareale betreffen kann. Im Bereich der Blasen zeigen sich zelluläre Entzündungszeichen. BP ist durch Autoantikörper (AAK) gegen die Hauptkomponente der hemidesmosomalen Verankerungsfibrillen, das Kollagen Typ 17 (Col17) bedingt, wobei diese AAK gegen zwei Protein-Domänen von Col17 gerichtet sind, die als BP180 (BPAG2) und BP230 bezeichnet werden. Kollagenmoleküle – so auch das Col17 – sind bekanntlich tripelhelical konfiguriert, bestimmte Bereiche, v. a. – aber nicht nur – an den C- und N-terminalen Enden, sind allerdings nicht tripelhelical verwunden. Man bezeichnet solche nicht-tripelhelicalen Anteile als non-collagenous (NC). Im Fall des BP befinden sich die zwei Hauptautoantigene im sogenannten NC16A Bereich des Col17.
 
Bei den erwähnten, zu Blasenbildung führenden AAK handelt es sich um solche der Klasse IgG, die auch Komplement (C) binden können. Die AAK ergeben in der direkten und indirekten Immunfluoreszenz ein lineares Muster, entlang der epidermal-dermalen Grenze, d.h. der Basalmembranregion, und Komplementablagerungen zeigen das gleiche Verteilungsmuster. Auch in der Blasenflüssigkeit findet man diese AAK, sowie Komplement-Komponenten.
 
Bisher galt das BP als klassisches Beispiel einer immunologischen Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ II, also eine durch Komplement-bindende AAK bedingte Erkrankung. Dafür spricht auch die ausgeprägte, von Granulozyten dominierte Entzündungsreaktion im Bereich der Blasen.
 
In einer Arbeit von H. Ujiie et al. wird nun in einem exquisiten Tiermodell (Komplement-defiziente transgene Maus mit Expression von humanem Col17) gezeigt, dass menschliche und Mäuseantikörper gegen NC16A ebenfalls zu Blasenbildung führen können. Dies würde bedeuten, dass es i. R. der Pathogenese des BP auch einen Komplement-unabhängigen Mechanismus der Blasenbildung geben könnte. Die Autoren weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass AAK gegen NC16A auch einen Ubiquitin/Proteosomen Stoffwechselweg aktivieren können, was zu einem Abbau der Col17 Verankerungsfibrillen führen könnte.
 
In unserem Labor werden anti-Col17 AAK (= AAK gegen Basalmembranzone von Plattenepithel) routinemässig in der indirekten Immunfluoreszenz (IIF) bestimmt. Als Ergänzung und Bestätigung positiver Befunde in der IIF wird auch die Bestimmung von AAK gegen BP180 und BPAG2 angeboten.
 
 
http://www.laborwick.com/wp-content/uploads/files/Kneisel:Hertl.PDF
 
Ref.
H. Ujiie et al.
„Bullous Pemphigoid Autoantibodies Directly Induce Blister Formation without Complement Activation“
J Immunol. 2014 Nov 1;193(9):4415-4428.
 
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25261486