Früher Kontakt mit Erdnüssen vermindert Allergierisiko

Apr 28, 2015 | Allergiediagnostik, News

In einer kürzlich im „New England Journal of Medicine“ erschienenen Arbeit von RS Gruchalla und HA Sampson (1) wird ein Problem aufgegriffen (2), das seither auch in den Laienmedien heiss diskutiert wird.
 
Die Prävalenz von Typ I Allergien bei Kindern hat sich in den westlichen Ländern während der letzten 10 Jahre verdoppelt und die Erdnussallergie tritt jetzt schon in Afrika und Asien auf. Die Autoren haben den Effekt der frühzeitigen Aufnahme von Erdnüssen bzw. deren Vermeidung auf die Prävention einer Erdnussallergie bei Kindern mit hohem Risiko untersucht. Zu diesem Zweck wurden 640 Kinder im Alter von 4 bis 11 Monaten mit schwerem Ekzem, Allergie gegen Hühnereiweiss oder einer Kombination hiervon, in zwei Gruppen eingeteilt, die bis zum Alter von 60 Monaten entweder erdnusshaltige oder erdnussfreie Ernährung erhielten. Die Kinder wurden ausserdem in separate Kohorten eingeteilt, je nachdem, ob sie eine präexistente Überempfindlichkeit gegen Erdnussextrakt (positiver Haut-Pricktest) oder kein derartiges Risiko aufwiesen. Beide Kohorten wurden im Alter von 60 Monaten mittels Hauttest auf eine Allergie gegen Erdnussallergene getestet.
 
In der ursprünglich im Pricktest negativen Gruppe (530 Kinder) zeigte sich erstaunlicherweise, dass in der nicht mit erdnusshaltiger Nahrung gefütterten Gruppe 13,7% eine Erdnussallergie aufwiesen, während es in der Erdnuss-gefütterten Gruppe nur 1,9% waren.
Bei den 98 Teilnehmern, die schon vor Beginn der Untersuchung im Pricktest positiv waren, lauteten diese Zahlen: 35,3% und 10,6%.
 
In den Gruppen ohne frühzeitige Verabreichung von erdnusshältiger Ernährung waren die spezifischen Titer von anti-Erdnuss-IgE Antikörpern signifikant höher als in den Gruppen mit frühzeitigem Erdnuss-Kontakt.
Der Mechanismus, der diesem Effekt zugrunde liegt, ist noch nicht geklärt, die in dieser Arbeit beschriebenen Beobachtungen passen aber gut zur sog. „Hygienehypothese“ der Entstehung von Allergien und Autoimmunerkrankungen (3). Diese Hypothese beruht auf der bereits vielfach beschriebenen Tatsache, dass Kinder, die unter wenig hygienischen Bedingungen – z.B. auf Bauernhöfen – aufwachsen, später ein geringeres Risiko für die Entwicklung von Allergien und Autoimmunerkrankungen haben. Dafür spricht auch die mit dem Behandlungserfolg parallel laufende Erhöhung der Titer von IgG4-Antikörpern gegen Erdnussallergene.
 
 
 
Ref.
 
(1)
Gruchalla RS, Sampson HA
„Preventing Peanut Allergy through Early Consumption – Ready for Prime Time?“
N Engl J Med. Feb 26;372(9):875-877 (2015)
 
No Abstract available.
 
 
(2)
Du Toit G. et al.
„Early consumption of peanuts in infancy is associated with a low prevalence of peanut allergy“
J Allergy Clin Immunol. Nov;122(5):984-991 (2008)
 
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19000582
 
 
(3)
Bach JF
„The effect of infections on susceptibility to autoimmune and allergic diseases“
N Engl J Med. Sep 19;347(12):911-920 (2002)
 
No Abstract available.