Nachweis von Autoantikörpern bei Therapie mit TNF-alpha Blockern

Aug 19, 2014 | Immundiagnostik, News

Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-alpha) ist ein lösliches Protein, das über verschiedene molekulare Mechanismen in nahezu jedem Entzündungsprozess pro-inflammatorische Wirkung hat. In der Therapie der nicht-infektiösen Arthritiden oder des Morbus Bechterew kommen deshalb therapeutische Antikörper (so genannte TNF-alpha Blocker) zum Einsatz, die den Entzündungsprozess und somit die Progredienz dieser Erkrankungen effektiv hemmen und den Schmerz lindern. Eine beachtenswerte Nebenwirkung ist die erhöhte Anfälligkeit für Infektionen mit intrazellulären Pathogenen. Zudem kann sich eine Resistenz durch Ausbildung von Patienten-eigenen Antikörpern entwickeln, die die exogen zugeführten therapeutischen Antikörper unwirksam machen (als „neutralisierende Antikörper“ bezeichnet).
Nun hat sich eine weitere Facette aus dem Laboralltag hinzugesellt, deren Signifikanz noch nicht ganz geklärt ist, mit der man aber in den serologischen Befunden der mit TNF-alpha Blockern behandelten PatientInnen konfrontiert werden kann: die Entwicklung von Autoantikörpern unterschiedlicher Spezifitäten. Unter diesen wurden in diversen Studien  Antinukleäre Autoantikörper (ANA) der Klasse IgG gegen doppelsträngige DNS gefundenEs wurden diese bei 0,5-1% der Fälle festgestellt. Da das Auftreten von anti-ds DNS Autoantikörpern eine hohe Spezifität für einen klinisch symptomatischen Systemischen Lupus erythematosus  (SLE) besitzt, besteht die Sorge, ob man sich den therapeutischen Erfolg der TNF-alpha Blocker mit einer Induktion einer systemischen Autoimmunerkrankung „erkauft“.
Die SLE-artigen Symptome waren in den Studien allerdings mild und transient. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass der Nachweis von Autoantikörpern ganz allgemein nicht gleichbedeutend mit einer symptomatischen Autoimmunerkrankung ist. Somit sollte die Weiterführung der TNF-alpha Blockadetherapie vor allem vom klinischen Bild und nicht vom serologischen Befund geleitet werden.
Trotzdem gehen wir in unseren Interpretationen darauf vor allem deshalb ein, weil ein klassischer drug-induced Lupus Erythematosus (DLE) unter Gabe von Procainamid, Hydralazin oder bestimmten Antibiotika mit Autoantikörpern gegen Histone assoziiert ist, nicht aber mit solchen gegen ds-DNS wie bei TNF-alpha Blockern. Aus diesem Grund führen wir die Ausbildung von ds-DNS Autoantikörpern bei TNF-Blockern als Biologika-induziertes Phänomen und nicht als DLE an, um keine falschen klinischen Schlüsse zu provozieren.
 
 
 
Ref.:
Aringer S., Smolen S.J.
„Therapeutic Blockade of TNF in Patients with SLE – Promising or Crazy?“
Autoimmun Rev. 2012 Mar;11(5):321-325.

 
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21619949