Vitiligo

Mai 15, 2012 | Immundiagnostik, News

Vitiligo ist bekanntlich eine Pigmentstörung, die auf der Zerstörung von Melanozyten in der Haut, den Haaren und den Schleimhäuten beruht. Der Name wurde vom römischen Arzt Celsus im 2. Jhdt. geprägt, der eine Parallele von diesem Erscheinungsbild zu den weissen Flecken im Fell von gescheckten Kälbern (vitelius) zog.
Die Krankheit betrifft 1-4% der gesamten Weltbevölkerung. Die meisten Patienten entwickeln die Symptome um die 3. Dekade. Vitiligo tritt oft zusammen mit verschiedenen Autoimmunerkrankungen auf, insbesonders autoimmuner Thyreoiditis, perniciöser Anämie, M.Addison und systemischem Lupus erythematosus (SLE). Es sollte bei Vitiligo-Patienten daher auch immer nach Autoantikörpern gefahndet werden.
Vitiligo tritt familiär gehäuft auf und scheint eine erbliche Komponente zu haben. Die Zerstörung von Melanozyten erfolgt höchst wahrscheinlich durch einen autoimmunen T-Zell abhängigen Prozess. Dafür spricht auch die Beobachtung, dass bei Melanom-Patienten, die erfolgreich mit autologen, Interleukin-2 (IL-2)-stimulierten tumorreaktiven T-Zellen behandelt werden, auch normale Melanozyten zerstört werden, so dass diese Patienten Vitiligo entwickeln und ihre Haare weiss werden.

In einer jüngst erschienenen Arbeit haben Singh A. et al. (Ref. 1) in einer Studie an 1404 indischen Vitiligo-Patienten und 902 gesunden Kontrollen eine signifikante Assoziation bestimmter HLA-Haplotypen mit dem Risiko für die generalisierte und lokalisierte Form von  Vitiligo gefunden. Die höchste Signifikanz als Risikofaktor wies dabei der Haplotyp HLA-DRB1*07:01 auf.
Der nächste Schritt wird nun sein, die Autoantigene von Melanozyten zu identifizieren, die von diesem HLA-Haplotyp am effizientesten gebunden und den T-Zellen präsentiert werden können. Als wichtigster Kandidat scheint sich dabei eine Thyrosinase (TYR) herauszukristallisieren, die die Melanin-Biosynthese katalysiert.

Wir nähern uns also nicht nur einer verbesserten Diagnose dieser immer noch rätselhaften Erkrankung, sondern ev. auch neuen therapeutischen Massnahmen.
Eine weitere interessante und ausführliche Arbeit über die Genetik von Vitiligo ist kürzlich ebenfalls im J. of Investigative Dermatology erschienen (Ref. 2)
 
 
Ref.:
(1) A. Singh et al.
      HLA alleles and amino-acid signatures of the peptide-binding pockets of HLA molecules   
      in vitiligo
      J Invest Dermatol. 132(1):124-134 (2012)
(2) R.A. Spritz
      Six Decades of Vitiligo Genetics: Genome-Wide Studies Provide Insights into    
      Autoimmune Pathogenesis
      J Invest Dermatol. 132(2): 268-273 (2012)